Cover: Online Lehrbuch der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie

Online Lehrbuch der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie

Renate Deinzer, Olaf von dem Knesebeck (Hrsg.)


2.3. Differentiellpsychologische Grundlagen

 Jutta Margraf-Stiksrud 1


1 Fachbereich Psychologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Germany

Menschen unterscheiden sich voneinander – nicht nur hinsichtlich körperlicher Merkmale, sondern auch in ihrem Erleben und Verhalten. Diese Unterschiedlichkeit ist das Basisthema der Differentiellen Psychologie, während die allgemeinpsychologische Betrachtungsweise Aussagen über Reaktionen und Eigenheiten macht, die möglichst für alle Menschen zutreffen. Auch in der Medizin sind beide Perspektiven wichtig: Kenntnisse über allgemeine Gesetzmäßigkeiten körperlicher Funktionen und Erkrankungen führen zur angemessenen Diagnose und Therapieplanung. Trotzdem geht es auch darum abzuschätzen, ob eine Behandlung, die im Allgemeinen wirkt, wohl auch bei diesem speziellen Patienten Wirkung zeigen wird. Der psychologische Blick auf den einzelnen Menschen, aber auch die vergleichende Untersuchung von unterschiedlichen Gruppen von Menschen (Männer/Frauen, Stadt-/Landbevölkerung, hohes/niedriges Einkommen, ethnische Gruppen) gehören zur Differentiellen Psychologie. Wenn die einzelne Person im Vordergrund steht, rückt damit auch die Einzigartigkeit des Individuums trotz aller Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen in den Fokus. So wird deutlich, dass die Differentielle Psychologie eng mit der Persönlichkeitspsychologie verbunden ist, in manchen Darstellungen gar mit ihr gleich gesetzt wird.

Um die Verhaltensweisen und Reaktionen eines Menschen einordnen, „verstehen“ und im besten Fall sogar vorhersagen zu können, liefern daher neben dem allgemeinpsychologischen Basiswissen folgende Erkenntnisquellen wertvolle Informationen:

  • Die Betrachtung wichtiger Eigenschaften („Dispositionen“ bzw. „Traits“), die bei allen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorkommen,
  • die indivdiuumspezifischen Anpassungen durch die Kombination dieser Eigenschaften mit der persönlichen Lebensumwelt und
  • die Gesamtheit des individuellen Lebenslaufs, Biographie und Identität.

Das vorliegende Kapitel wendet sich nun nacheinander diesen Erkenntnisquellen zu.


Danksagung

Für die konstruktiven Rückmeldungen und Überarbeitungsempfehlungen zum Manuskript danke ich den beiden anonymen Reviewern und den Herausgebern ebenso wie Prof. Dr. E. Müller-Reh, Marburg.