Cover: Online Lehrbuch der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie

Online Lehrbuch der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie

Renate Deinzer, Olaf von dem Knesebeck (Hrsg.)


2.2. Allgemeinpsychologische Grundlagen

 Renate Deinzer 1


1 Fachbereich Medizin - Institut für Medizinische Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Germany

Wie in der Einleitung zu diesem Grundlagenkapitel erläutert, analysiert die Allgemeine Psychologie die allgemeinen psychologischen Gesetzmäßigkeiten, die unser aller Erleben und Verhalten kennzeichnen. Dieses Kapitel beschreibt nun diese allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und zeigt auf, wie wichtig deren Kenntnisse für die Medizin sind.

Ohne unsere Umgebung wahrnehmen zu können, könnten wir auch nicht mit dieser interagieren. Das Unterkapitel 2.2.1. „Wahrnehmung“ verdeutlicht, dass diese Wahrnehmung von vielen inneren Faktoren beeinflusst wird, die teilweise gar nicht unserer aktiven Kontrolle unterliegen. Die sollten wir kennen, bevor wir uns auf unsere Wahrnehmung oder auf die Wahrnehmung, die uns andere schildern, verlassen.

Viel von dem, was wir wahrnehmen, ist uns dabei gar nicht bewusst und nicht alles bindet unsere Aufmerksamkeit. Aber was ist eigentlich Bewusstsein, welche Bewusstseinszustände lassen sich unterscheiden? Wie gelingt es uns, aufmerksam zu sein, und warum übersehen wir so viel, sogar dann, wenn wir ärztlich tätig sind? Dies sind Fragen, denen das Kapitel 2.2.2. „Bewusstsein und Aufmerksamkeit“ nachgeht.

Wie wir dann auf einen Reiz reagieren, der unsere Aufmerksamkeit geweckt hat, warum wir so und nicht anders reagieren, das ist in der Regel ganz entscheidend durch Lernprozesse mitbestimmt. Die eine Reaktion hat sich als günstig, die andere als ungünstig erwiesen. Wir haben gelernt, den einen Reiz mit Gefahr, den anderen mit Belohnung zu verbinden. Das Grundverständnis dieser Prozesse ist entscheidend, wenn es darum geht, das Verhalten von Patienten zu verändern und bildet sogar die Grundlage für eine eigene Psychotherapieform. Kapitel 2.2.3. „Lernen und Verhalten“ zeigt Ihnen, warum das so ist.

Eine Voraussetzung dafür, dass früher Gelerntes unser Verhalten heute beeinflussen kann, ist das Vorhandensein eines Gedächtnisses. Dass dieses nicht immer gleich gut funktioniert, merken wir alle. Und es lohnt sich auch hier, genauer hinzusehen, denn es gibt nicht nur das eine Gedächtnis. Stattdessen müssen verschiedene Gedächtnisformen unterschieden werden und die können auch in unterschiedlicher Weise funktionieren oder eben gestört sein. Wie, das erläutert Kapitel 2.2.4. „Gedächtnis“.

Während Sie diesen Text lesen, beginnen Sie auch schon darüber nachzudenken. Damit sind wir mitten im Kapitel 2.2.5. „Kognition und Sprache“. Kognition ist der Fachbegriff für Denken. Das Kapitel zeigt Ihnen, wie das Denken und die Sprache Ihr Handeln beeinflussen, welche Hirnstrukturen dabei beteiligt sind und was passiert, wenn diese Hirnstrukturen einmal gestört sind.

Warum lesen Sie eigentlich gerade dieses Lehrbuch? Was treibt Sie hierbei an? Was könnte Sie davon abhalten und wie schaffen Sie es dennoch, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und bei der Arbeit zu bleiben, anstatt sich einer anderen Tätigkeit zuzuwenden. Das hat sehr viel mit Motivation zu tun, einem Thema, dem sich ebenfalls ein eigenes Kapitel widmet (Kapitel 2.2.6. „Motivation“). Dort werden Sie auch sehen, dass das Verständnis motivationaler Systeme wichtig ist für das Verständnis von Suchtverhalten und von Gesundheitsverhalten.

Der Motivation entgegen stehen häufig emotionale Zustände. Wenn wir sehr traurig sind oder uns gerade geärgert haben, dann sind wir schwer für bestimmte Tätigkeiten zu motivieren (z.B. für das Lernen). Wir sind sogar oft physiologisch nicht mehr gut in der Lage dazu. Warum ist das so und was verändert sich da im Körper? Dieser Frage geht das abschließende Kapitel 2.2.7. nach, das sich mit Emotionen und psychischen Belastungen auseinandersetzt, die ja gerade in der ärztlichen Praxis oft eine wichtige Rolle spielen.