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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

2366-5017


Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Projektbericht
interprofessionelle Lehre

[SiGerinn – interprofessionelles Training „Patientensicherheit in der Geburtshilfe“: Konzept und formative Evaluation]

 Katharina Averdunk 1
Judith Hammerschmidt 1,2
Angela Klein 3
Matthias Weigl 1

1 Universitätsklinikum Bonn, Institut für Patientensicherheit (IfPS), Bonn, Deutschland
2 Universitätsklinikum des Saarlandes, Pflegedirektion, Homburg, Deutschland
3 Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Gynäkologische Psychosomatik, Bonn, Deutschland

Zusammenfassung

Zielsetzung: Interprofessionelle Lehre (IPL) fördert interprofessionelle Kompetenz von Gesundheitsfachpersonen und damit die Versorgungsqualität und Patientensicherheit. Effektive interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) und Teamarbeit sind insbesondere in der geburtshilflichen Versorgung von großer Bedeutung. Das Projekt SiGerinn (Sicherheit und Interprofessionalität in der Geburtshilfe – Gemeinsam und von Beginn an) beinhaltet ein interprofessionelles Training zum Thema Patientensicherheit in der geburtshilflichen Versorgung. Dieser Projektbericht präsentiert das Konzept und Ergebnisse der formativen Evaluation.

Methodik: Der Fokus des Patientensicherheitstrainings für Studierende der Hebammenwissenschaft und Medizin sowie Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege ist die Vermittlung von Kernkompetenzen der IPZ und Kommunikationstechniken im Kontext Geburtshilfe. Das Training umfasst zwei einstündige Trainingseinheiten, durchgeführt in Zusammenarbeit mit einer interprofessionellen Ausbildungsstation auf der Wöchnerinnenstation eines Universitätsklinikums. Qualifizierte Praxisbegleitende unterstützen die praktische Anwendung der Lerninhalte. Die formative Evaluation mit dem Fokus auf Relevanz und Umsetzbarkeit erfolgte auf der Basis von teilstrukturierten Interviews mit den Praxisbegleitenden.

Ergebnisse: Die Praxisbegleitenden berichteten über eine allgemeine Akzeptanz der Trainingsinhalte. Eine hohe individuelle Motivation wurde als entscheidender Erfolgsfaktor für die Umsetzung von IPL und IPZ identifiziert. Die Unterstützung durch Leitungspersonen und die strukturelle Umsetzbarkeit wurden ebenfalls als kritische Faktoren hervorgehoben. Anpassungen des Trainingskonzepts müssen strukturelle Herausforderungen berücksichtigen, um die nachhaltige Implementierung in eine sichere Versorgungspraxis in der Geburtshilfe zu gewährleisten.

Schlussfolgerung: Die formative Evaluation und die bisherigen Erfahrungen im Projekt SiGerinn haben entscheidende Erfolgsfaktoren und Barrieren für IPL und IPZ in der geburtshilflichen Versorgung aufgezeigt. Es konnten wesentliche Herausforderungen und Möglichkeiten für Anpassungen des Projekts identifiziert werden, die als Anhaltspunkte für ähnliche Initiativen in- und außerhalb der Geburtshilfe dienen können.


Schlüsselwörter

interprofessionelle Lehre (IPL), Patientensicherheit, interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ), Geburtshilfe

1. Einleitung

Interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) (Englisch auch: collaborative practice) umfasst die Zusammenarbeit von Gesundheitsfachpersonen verschiedener Disziplinen und Berufsgruppen sowie mit Patient*innen und ihren Angehörigen [1]. Das Ziel ist, eine qualitativ hochwertige und sichere Versorgung zu gewährleisten [1], [2], [3]. In der Geburtshilfe bestehen besondere Herausforderungen in der IPZ. Erstens können geteilte Verantwortungsbereiche von Hebammen und Gynäkolog*innen und deren unterschiedliche Perspektiven die Zusammenarbeit erschweren [4], [4], [5], [6]. Zweitens unterscheiden sich gebärende Frauen von anderen Patient*innengruppen durch die Besonderheit des physiologischen Geburtsprozesses, wo körperliche und emotionale Aspekte, aber auch die Angst vor seltenen, aber potenziell schweren Komplikationen präsent sind [4], [8]. Effektive IPZ ist hier zur Prävention physischer und psychischer Belastungen von Mutter und Kind von entscheidender Bedeutung [4], [8]. Dies wird auf gesundheitspolitischer Ebene national und international betont [9], [10], [11].

Interprofessionelle Lehre (IPL) umfasst gemeinsame Lehr- und Lernaktivitäten mit anderen Berufsgruppen [1]. Das Ziel ist die Förderung effektiver IPZ zur Verbesserung von Versorgungsprozessen [1], [3], [12]. Bisher ist IPL nicht curricular in der Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen vorgesehen [1], [13], [14]. Dies ist hauptsächlich auf strukturelle Barrieren wie unvereinbare Stundenpläne zurückzuführen [13], [15], [16]. In der Geburtshilfe kann die getrennte Ausbildung mit wenigen Überschneidungspunkten zu unterschiedlichen Perspektiven der Berufsgruppen auf Schwangerschaft und Geburt führen [4], [7], [15]. Somit können strukturelle Hindernisse in der Ausbildung Konflikte in der IPZ verschärfen [1], [6], [14].

Bestehende Projekte zur Förderung von IPZ konzentrieren sich überwiegend auf eher technische Kompetenzen, z. B. Notfalltrainings [15], [17], [18]. Dies wird der Bedeutung von Herausforderungen in den Bereichen Kommunikation und Teamwork in der (geburtshilflichen) Versorgung nicht gerecht [16]. Obwohl ein positiver Trend zu verzeichnen ist [8], [19], [20], behandeln nur wenige IPL-Projekte explizit sicherheitsrelevante Themen der IPZ. Eine aktuelle Studie aus Deutschland berichtet über positive Auswirkungen von Kommunikations- und Teamtrainings auf die Patientensicherheit in der geburtshilflichen Versorgung [8].

Ziel des Projekts SiGerinn (Sicherheit und Interprofessionalität in der Geburtshilfe – Gemeinsam und von Beginn an) ist die Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines interprofessionellen Patientensicherheitstrainings für Studierende und Auszubildende im Kontext der geburtshilflichen Versorgung. Im Fokus des Trainingskonzepts liegen IPZ und Kommunikation im Team und mit Patient*innen. Dies ist der erste Bericht über ein IPL-Projekt in Deutschland, das den Fokus auf Patientensicherheit und IPZ für Studierende und Ausbildende der Geburtshilfe legt.

Dieser Projektbericht präsentiert Konzept, Inhalte, Format und erste Erfahrungen der Implementierung. Ergebnisse der formativen Evaluation erlauben Rückschlüsse bezüglich der allgemeinen Akzeptanz, der Umsetzbarkeit sowie Herausforderungen für eine nachhaltige Implementierung.

2. Projektbeschreibung

Konzeptentwicklung: Lernziele, Format und Implementierung

Die Entwicklung des Projekts SiGerinn erfolgte in interprofessioneller Zusammenarbeit von Fachpersonen aus den Bereichen Patientensicherheit, Gesundheits- und Krankenpflege (GKP) und Geburtshilfe. Zur Berücksichtigung aller Perspektiven waren Psycholog*innen, Ärzt*innen, GKP und Hebammen aktiv an der Entwicklung und Durchführung beteiligt. Die Zielgruppe waren Medizin- und Hebammenstudierende sowie Auszubildende der GKP im Rahmen ihres Praxiseinsatzes auf der Wöchnerinnenstation. Medizinstudierende befanden sich im Praktischen Jahr. Hebammenstudierende und Auszubildende der GKP sollten mindestens drei von acht (Hebammenwissenschaft) oder sechs (GKP) Studienfachsemester absolviert haben.

Kerninhalte des Trainings orientieren sich am kanadischen National Interprofessional Competency Framework [3], ergänzt durch die Core Competencies for Interprofessional Collaboration [21]. Eignung und Anwendbarkeit dieser Kernkompetenzen für die geburtshilfliche Versorgung wurden anhand des Conceptual Model of Midwife-Physician-Collaboration [6] sowie der Ergebnisse von Avery et al. [15] und Cornthwaite et al. [4] reflektiert. Die angestrebte Kompetenzentwicklung im Projekt SiGerinn umfasste die Bereiche Rollenverständnis in der Geburtshilfe, Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeiten sowie interprofessionelle Konfliktlösung und Patient*innenzentrierung. Die jeweiligen Lernziele wurden anhand des KSA-Modells nach Baker definiert, welches Mechanismen der Teamarbeit in Wissen (knowledge), Fähigkeiten (skills) und Einstellung (attitude) klassifiziert [22]. Methoden der Teamarbeit und Kommunikation basierten auf dem TeamSTEPPS Ansatz [23]. Abbildung 1 [Abb. 1] illustriert Konzept und Kerninhalte des Projekts SiGerinn.

Abbildung 1: SiGerinn – Konzept und Kerninhalte

Patientensicherheitstraining umfasste zwei einstündige Trainingseinheiten auf der Station sowie eine anschließende Reflexionseinheit für Feedback und eine gemeinsame Diskussion zu Möglichkeiten des Praxistransfers der Lerninhalte. Zur Förderung interprofessionellen Lernens wurde die Teilnahme einer Person aus jedem Ausbildungs- bzw. Studiengang (Medizin, Hebammenwissenschaft, GKP) angestrebt. Die praktische Anwendung der Lerninhalte wurde durch die Ausgabe von Pocket Cards (laminierte Karten im Taschenformat, die die erlernten Kommunikationstechniken zeigen) unterstützt. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Lerninhalte des Trainings.

Tabelle 1: SiGerinn Curriculum – Inhalt und Implementierung

Die erste Implementierung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der interprofessionellen Ausbildungsstation auf der Wöchnerinnenstation (W-IPSTA), der ersten IPSTA im Kontext Geburtshilfe in Deutschland [24]. SiGerinn war ein eigenständiger, ergänzender Teil des theoretischen Lernprogramms der W-IPSTA mit dem Fokus auf Themen der Patientensicherheit. Die praktische Anwendung der Lerninhalte wurde von qualifizierten Praxisbegleitenden (Gynäkologin, Hebamme, GKP) auf der W-IPSTA unterstützt.

Evaluation

Zielsetzung

Die Evaluation des Projekts SiGerinn bestand aus zwei Erhebungsphasen: Erstens sollten in einer formativen Evaluation die Relevanz und die Umsetzbarkeit (feasibilty) der Trainingsinhalte aus Sicht der involvierten Praxisbegleitenden untersucht werden. Die Relevanz umfasste die allgemeine Akzeptanz und den Mehrwert durch das Projekt. Umsetzbarkeit bezog sich auf Anwendbarkeit der Lerninhalte in der Praxis und deren Nachhaltigkeit. Die Evaluierungsergebnisse dienten für gezielte Anpassungen mit dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung des Trainingskonzepts. Zweitens werden in einer laufenden Prä-/Post-Erhebung die Kompetenzentwicklung und Wahrnehmung der Relevanz von IPL während des Studiums aus Sicht der Projektteilnehmenden, d. h. Medizin- und Hebammenstudierende sowie Auszubildende der GKP, untersucht (Erhebungszeitraum bis Dezember 2024). Dieser Projektbericht behandelt ausschließlich die formative Evaluation (Ziel 1). Alle Evaluierungsschritte wurden von der lokalen Ethikkommission genehmigt (#203/22). Die formative Evaluation orientierte sich an der folgenden Fragestellung: Wie bewerten die Praxisbegleitenden das Projekts SiGerinn im Hinblick auf seine Relevanz und Umsetzbarkeit zur Entwicklung und Anwendung interprofessioneller Kompetenzen bei den Projektteilnehmenden?

Datenerhebung

Es wurden teilstrukturierte Interview mit den Praxisbegleitenden geführt. Alle Teilnehmenden gaben vor dem Interview ihr Einverständnis. Der Interviewleitfaden wurde mit dem Ziel entwickelt, Einschätzungen der Praxisbegleitenden zu Konzept und Implementierung zu erheben.

Datenanalyse

Das Datenmaterial der Interviews wurde mittels qualitativer Inhaltsanalyse [25] ausgewertet. Es wurde ein deduktives Kategoriensystem angewendet, um die wichtigsten Ziele der Projektevaluation, d.h. Ergebnisse bzgl. Relevanz und Umsetzbarkeit, zu erfassen.

3. Ergebnisse

Das Projekt SiGerinn wurde erfolgreich als Teil der interprofessionellen Ausbildungsstation auf der örtlichen Wöchnerinnenstation (W-IPSTA) implementiert. Bis Februar 2024 wurde das gemeinsame Programm der W-IPSTA und von SiGerinn sechsmal durchgeführt. Insgesamt haben zwei Medizinstudierende, fünf Hebammenstudierende und sechs Auszubildende der GKP teilgenommen. Die Schulungen vor Ort wurden von einer Pflegefachperson oder einer Hebamme durchgeführt; beide affiliiert mit dem Institut für Patientensicherheit des Universitätsklinikums Bonn.

Die Interviewpartnerinnen für die formative Evaluation waren drei Praxisbegleiterinnen der W-IPSTA, eine Gynäkologin, eine Pflegefachkraft und eine Hebamme. Um die Anonymität innerhalb dieser Gruppe zu gewährleisten, wurden die Ergebnisse und Zitate nicht der jeweiligen Berufsgruppe oder untereinander zugeordnet. Die Klassifizierung der Ergebnisse erfolgt nach den Kategorien Relevanz und Umsetzbarkeit.

Relevanz

Die formative Evaluation zeigte eine allgemeine Akzeptanz und positive Rückmeldung zum Trainingskonzept des Projekts SiGerinn. Die wichtigsten Inhalte waren demnach die Befähigung und das Einbeziehen von Patient*innen, die Stärkung der Verantwortung für Patientensicherheit und das Erlernen standardisierter Kommunikationstechniken wie die Patient*innenübergabe nach dem ISBARR Schema (Introduction – Situation – Background – Assessment – Recommendation – Read back). Die ausgehändigten Pocket Cards wurden als besonders nützlich hervorgehoben.

Praxisbegleiterin (P): „Ich fand die Lerneinheiten immer total gut, weil die ganz straff waren.

Und dann diese eingeschweißten Karten [Pocket Cards] als Hintergrundinfo, das finde ich super”.

P: “Das Bewusstsein für die Sicherheit ist sicher da bei allen […]. Und das wird durch die Schulung auch immer wieder aktiviert“.

Ferner gaben die Interviewpartnerinnen an, dass bestimmte Kommunikationstechniken wie ISBARR und Briefing/Debriefing bereits vor der Schulung instinktiv in ihrer täglichen Praxis angewandt wurden, ohne sich der formalen Namen oder Strukturen bewusst zu sein.

P: “Es gab auch die, die erkannten aus der Praxis, das [Anwendung der Kommunikationstechnik] habe ich gemacht […]. Im Nachhinein […] konnten wir dann gemeinsam die Methode benennen, die wir intuitiv, oder einfach aus unserer Erfahrung schon angewendet haben“.

Umsetzbarkeit

Organisatorische und individuelle Faktoren, die sich auf die Anwendbarkeit der Lerninhalte auswirkten, wurden besonders betont. Die Studierenden bräuchten insbesondere Zeit und klare Strukturen, um das erworbene Wissen in die Versorgung von Patient*innen zu integrieren.

P: “Mit so einem festen Schema [zur Patient*innenübergabe], da können sie sich dran entlang entwickeln oder bewegen. Dann klappt das”.

Terminliche Konflikte wurden als wesentliches Hindernis für effektives interprofessionelles Lernen von Studierenden und Auszubildenden verschiedener Berufsgruppen betont. Außerdem wurde die Motivation der einzelnen Personen als entscheidend für die praktische Anwendung der erworbenen Kompetenzen hervorgehoben.

P: “ Wenn wir konzentriert im Rahmen der Wöchnerinnen-IPSTA gearbeitet haben, dann konnte man die Methode anwenden. Das hat aber mit der Motivation der Teilnehmenden zu tun“.

P: “[Es] lebt definitiv von der Motivation, diese Methode auch anzuwenden”.

Die Praxisbegleitenden betonten die hohe Motivation der Teilnehmenden, neues Wissen anzuwenden und effektiv in interprofessionellen Teams zu arbeiten. Ergänzende Faktoren waren Rollenbewusstsein, die Möglichkeit, Veränderungen umzusetzen, und der Mut, eigenen Ideen zu folgen.

Zudem reflektierten die Praxisbegleitenden ihre eigene Rolle und sahen sich als wichtige Vermittlerinnen für die praktische Anwendung der Lerninhalte.

Interviewerin: “Hast du den Eindruck, dass die Inhalte von den Auszubildenden angenommen werden, dass die das in die Praxis übertragen?”

P: “Mit unserer Anregung”.

P: „Wenn die Methode nur gekannt wird und die wird nicht angewendet, oder es ist kein Motivator da, […] der das immer wieder in den Fokus rücken lässt, […] dann würde es wahrscheinlich versacken“.

P: “Ich würde das so sehen, […], dass ich in meiner Rolle als Lernbegleitung eine Vermittlerfunktion habe”.

Ferner hielten es die Praxisbegleitenden für wahrscheinlich, dass die Teilnehmenden ihr neues Wissen in die Versorgungspraxis übertragen; abhängig davon, ob und wie viele Gelegenheiten zur Anwendung sich bieten.

P: “Wenn ich eine Methode gelernt habe und ich habe die intensiv in der Praxis trainiert, […], je nachdem, was ich für Erfahrungen damit mache und was für einen Effekt das hat, [dann] heißt das natürlich, dass das auch eine Auswirkung hat“.

P: „Bei manchen habe ich den Eindruck, dass die denken, sie machen das jetzt weiter. Weil sie erkennen, was das für eine tolle Zeit und Möglichkeit auf dieser W-IPSTA [ist]. […]. Und ich hoffe immer, dass die den Mut haben, das mitzunehmen. Dass das nicht verschwindet”.

Die Praxisgleitenden äußerten, dass die Nachhaltigkeit dieses Ausbildungsansatzes und die Anwendung der Ausbildungsinhalte in der Praxis stark von der individuellen Motivation der Studierenden, der Lehrkräfte und organisatorischen Leitung sowie von der Unterstützung durch die jeweiligen Leitungspersonen in der Praxis abhängt. Die nachhaltige Implementierung interprofessioneller Methoden in den Versorgungsalltag erfordert nach Ansicht einer Praxisbegleiterin standardisierte und verbindliche Verfahren.

P: „Das [Anwendung der Methoden] ist machbar, [aber] liegt sicher am Leitenden.“

P: „Wovon es noch abhängt, ist, wie viele Leute es kennen […]. Wenn es eine Regel dazu gibt […] [und] Instanzen, die darauf achten, ob es getan wird, dann wird es einfach gemacht.“

P: „Es lebt von der Gemeinsamkeit, und dass alle das [die Kommunikationstechniken] kennen und anwenden”.

Zur Förderung der allgemeinen Akzeptanz des Projekts und der Inhalte wurde die Wichtigkeit von Fürsprechenden im Team und auf Leitungsebene sowie durch geschulte Teammitglieder und ehemalige Projektteilnehmende betont.

P: “Wenn sich das etablieren soll, [muss das] eine [Person] von der Station sein […], [dass] eine aus diesem Team das weiterverbreitet […]. Das ist sowieso viel besser, wenn das jemand aus dem Team macht“.

4. Diskussion

Effektive IPZ ist für die Gewährleistung der Patientensicherheit in der perinatalen Versorgung von entscheidender Bedeutung [4], [5], [8]. Daher konzentrieren sich Gesundheitsorganisationen und Ausbildungseinrichtungen zunehmend darauf, interprofessionelle Lehre bereits in frühen Phasen der beruflichen Laufbahn zu implementieren. In diesem Bericht werden das Konzept und Ergebnisse der formativen Evaluation des IPL-Projekts SiGerinn beschrieben. Die formative Evaluation basierte auf der Perspektive von Praxisbegleitenden auf die Implementierung des Projekts mit dem Fokus auf Relevanz und Umsetzbarkeit der Lehrinhalte. Die neuen Erkenntnisse können dazu beitragen, das vorgestellte IPL-Angebot und ähnliche Projekte zu verbessern – in- und außerhalb der geburtshilflichen Versorgung.

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist dies der erste Bericht über eine IPL-Intervention zum Thema Patientensicherheit für Medizin- und Hebammenstudierende und Ausbildende der GKP im Kontext Geburtshilfe in Deutschland. Dieser Beitrag ist angesichts der hohen Prävalenz von Defiziten in der IPZ sowie der potentiell schwerwiegenden Auswirkungen von Kommunikationsfehlern auf die Sicherheit von Patient*innen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Geburtshilfe von Bedeutung [2], [4], [7], [8], [11], [26], [27], [28]. Das interprofessionelle Lehrkonzept im Projekt SiGerinn zielt auf den dringenden Bedarf an effektiver interprofessioneller Kommunikation und Zusammenarbeit in sicherheitssensiblen Bereichen. Durch eine enge Abstimmung des Trainingskonzepts mit der örtlichen Versorgungspraxis ergibt sich das Potenzial, die Sicherheit und Outcomes von Patient*innen in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Die formative Evaluation bestätigt Ergebnisse ähnlicher Projekte (z. B. [18], [20], [26], [29]) bezüglich der hohen Relevanz und allgemeinen Akzeptanz von Konzepten im Bereich IPL und IPZ, angewandt auf die geburtshilfliche Versorgung. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen können als Grundlage für weitere IPL-Ansätze in der Geburtshilfe dienen. Ferner bestätigen die Ergebnisse ein hohes Maß an individueller Motivation als wesentlichen Erfolgsfaktor für IPL und effektive IPZ [19], [20], [29]. Es zeigte sich eine hohe Motivation der Studierenden und Auszubildenden, effektiv in interprofessionellen Teams zu arbeiten. Angesichts der gegenwärtigen Defizite bezüglich IPL und IPZ stellt sich die Frage, wie diese anfängliche Motivation aufrechterhalten und in der künftigen Versorgungspraxis bestehen bleiben kann. Ergebnisse der formativen Evaluation unterstreichen die Notwendigkeit der Unterstützung durch Mentor*innen und Leitungspersonen in der Klinik und bestätigen damit frühere Erkenntnisse zu Schlüsselfaktoren für erfolgreiche IPL und IPZ [4], [16]. Der derzeitige Ansatz der engen Zusammenarbeit mit dem W-IPSTA-Team unterstreicht die entscheidende Rolle von Praxisbegleitenden, sowohl in ihrer Funktion als Vermittler*innen in der praktischen Anwendung und Weitergabe von Lerninhalten, als auch für die nachhaltige Implementierung effektiver IPZ. Dieser Aspekt stellt einen Mehrwert gegenüber bisher berichteten Projekten dar, da nicht nur Lernerfolge bewertet wurden, sondern auch die Übertragbarkeit der Lernergebnisse auf die reale Praxis evaluiert wurde. Es bedarf jedoch weiterer Forschungsansätze, die die besondere Funktion der Praxisbegleitenden explorativ untersuchen und die Bewertung ihrer Rolle validieren.

Zudem wurden vorherige Evaluationsergebnisse bestätigt, dass mangelnde Vereinbarkeit und Konflikte organisatorischer und struktureller Gegebenheiten die Implementierung von IPL-Angeboten erheblich beeinträchtigen können [13], [15], [16], auch im Kontext Geburtshilfe. Dies ist sowohl bei Anpassungen im Projekt SiGerinn als auch bei ähnlichen Vorhaben zu berücksichtigen.

Limitationen

Die geringe Reichweite des Projekts sowie die begrenzte Stichprobengröße der formativen Evaluation limitieren die Generalisierbarkeit der Ergebnisse.

Durch den Pioniercharakter war die Anzahl der Teilnehmenden im Projekt SiGerinn relativ gering. Zudem ist möglich, dass die Dauer des Trainings (zwei Stunden und eine Reflexionseinheit) nicht ausreicht, um nachhaltige Veränderungen in der Praxis zu bewirken. In zukünftigen Konzepten sollte angestrebt werden, die Anzahl der Teilnehmenden zu erhöhen, die Trainingsdauer zu verlängern und einen longitudinalen Ansatz zu verfolgen. Nichtsdestotrotz zeigte sich die enge Zusammenarbeit mit dem W-IPSTA-Programm als wichtige Ressource, da damit das Lernen über das SiGerinn-Training hinaus unter kontinuierlicher Begleitung möglich war und die Effektivität des Wissenstransfers in die Praxis erhöht wurde.

Die formative Evaluation beinhaltete die kritische Perspektive von allen drei involvierten Praxisbegleitenden. Nichtsdestotrotz ist durch die geringe Stichprobengröße die Bandbreite der Perspektiven, die zur umfassenden Reflexion der Implementierung des Projekts nötig wären, begrenzt. Künftige Evaluierungsstudien sollten daher die Ausweitung der befragten Personengruppen in Betracht ziehen; z.B. den Einbezug von Projektteilnehmenden. Zudem sollte ein longitudinales Studiendesign mit Follow-Up-Befragungen zur Abbildung von Langzeiteffekten erwogen werden.

Letztlich stellt die mangelnde Evidenz bezüglich des Nutzens und der Evaluation von IPL-Projekten eine Herausforderung dar [28]. Hier sind strukturelle Anpassungen erforderlich, insbesondere die Verankerung von IPL in Studiencurricula anstelle von kleinen Projekten mit begrenztem Verfügungsrahmen [2], [13], [14], [20]. Auf diese Weise könnten Langzeiteffekte und messbare Veränderungen in der Patientensicherheit erreicht werden.

5. Schlussfolgerung

Das interprofessionelle Training Patientensicherheit wurde erfolgreich in die interprofessionelle Ausbildungsstation auf der lokalen Wöchnerinnenstation integriert. Ergebnisse der formativen Evaluation unterstreichen die Bedeutung von Lehrangeboten im Bereich IPL und IPZ in der geburtshilflichen Versorgung. Zudem konnten wichtige Erfolgs- und Hindernisfaktoren identifiziert werden. Die Befragung von Praxisbegleitenden zeigte eine gute Akzeptanz des Projekts und ein hohes Maß an Motivation der Beteiligten zu IPZ. Künftige Initiativen sollten organisatorische Gegebenheiten berücksichtigen, insbesondere die Unterstützung durch Leitungspersonen und die Umsetzbarkeit gemeinsamer curricularer Strukturen, um die Motivation angehender Gesundheitsfachpersonen für eine effektive Zusammenarbeit im interprofessionellen Team aufrechtzuerhalten. Ferner zeigte sich die Zusammenarbeit mit Praxisbegleitenden als Multiplikator*innen im Kontext vom IPL- und IPZ-Projekten empfehlenswert.

ORCIDs der Autor*innen

Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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