[Obituary on the death of Dieter Adam]
Michael Kresken 1Kurt Naber 1
Werner Solbach 1
Karsten Becker 1
1 Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e. V., Köln, Deutschland
Nachruf
Am 18. September 2025 verstarb unser Ehrenmitglied Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Dieter Adam im Alter von 89 Jahren. Sein Tod ist ein großer Verlust – auch für unsere Fachgesellschaft, deren Ehrenmitglied und ehemaliger 1. Vorsitzender er war. Wir trauern um einen Wissenschaftler, Arzt, Lehrer und Kollegen, der sich in außerordentlicher Weise für seine Patientinnen und Patienten sowie für sein Fachgebiet eingesetzt und uns mit seiner einzigartigen, unvergleichlichen und vorbildlichen Art immer wieder beeindruckt hat.
Dieter Adam war Münchener mit Leib und Seele. Er war Schüler am Maximiliansgymnasium und studierte an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) sowohl Medizin als auch Pharmazie. Er war Apotheker, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Facharzt für Klinische Pharmakologie und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach dem Studium der Pharmazie (1956–1959) und Medizin (1954–1962) ging er zunächst (1965–1969) an das Max-von-Pettenkofer-Institut in München, um sich der Medizinischen Mikrobiologie zu widmen. Dort vermisste er offenbar den Patientenkontakt, weshalb er sich anschließend am dortigen Dr. von Haunerschen Kinderspital zum Kinderarzt ausbilden ließ und sich 1972 für das Fach Kinderheilkunde habilitierte. Er hatte dort verschiedene Funktionen inne, bis er nach der Ernennung zum C3 Professor im Jahr 1980 von 1983 bis 2001 die Leitung der Abteilung für antimikrobielle Therapie und Infektionsepidemiologie an der LMU innehatte. Seit 1995 bis vor wenigen Jahren (2023) war er auch der 1. Vorsitzende des traditionsreichen Dr. von Haunerschen Kinderspital e.V., gegründet 1847. Mit ihm ist der Hauner-Verein zu einer der großen Unterstützer-Säulen des Dr. von Haunerschen Kinderspitals geworden.
„Dem Menschen zugewandt“ – das war das Lebensmotto von Dieter Adam. Er war sein Leben lang nicht nur für die ihm anempfohlenen Patienten da, sondern hat sich weit über das normale Maß hinaus für die Allgemeinheit engagiert, sowohl im beruflichen und wissenschaftlichen Umfeld als auch für die Zivilgesellschaft. Er hat viele Ehrenämter übernommen, die – alle aufzuzählen – den Rahmen sprengen würde. Er war u.a. Gründungs- und Vorstandmitglied der Deutschen AIDS-Gesellschaft, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Mitgründer der Walter Marget-Vereinigung zur Förderung der Infektiologie. Darüber hinaus hatte er prominente Ämter in der universitären und ärztlichen Selbstverwaltung, unter anderem als Prorektor der Ludwig-Maximilians-Universität München (1993–1999) und als Vorsitzender der Ethikkommission der Bayerischen Ärztekammer. Auch gründete er gemeinnützige Vereine wie den Verein für integrative Patientenversorgung. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland (2000). Seine internationalen Verdienste wurden durch die Verleihung von zahlreichen Ehrendoktoraten gewürdigt.
Verdienste in der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e. V. (PEG)
Sein wissenschaftliches Interesse galt den Antibiotika, ihrer Pharmakokinetik und ihren chemischen Eigenschaften sowie der Wechselwirkung von Antibiotika mit Funktionen des Immunsystems. Getreu diesem Interesse und seinem vorbildlichen Anspruch auf gesellschaftliches Engagement hat er für vier Jahre (1982–1986) das Amt des 1. Vorsitzenden der PEG wahrgenommen und fungierte anschließend für weitere vier Jahre als Leiter der Sektion „Antibakterielle Chemotherapie“.
Mit seinem Amtsantritt als 1. Vorsitzender der PEG, damals noch Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, initiierte und forcierte er die Zusammenarbeit der Mitglieder in verschiedenen Studiengruppen innerhalb der PEG. Da ihm die Durchführung von klinischen Studien ein besonderes Anliegen war, gründete er 1985 die Studienzentrale der PEG, der später auch die Studienzentrale der DGPI folgte. Er organisierte die Entwicklung von Studienprotokollen und die Durchführung von Studien. Schwerpunkte der PEG-Studienzentrale waren multizentrische Studien zur Therapie von Infektionen bei neutropenischen Patienten (Hämatologie/Onkologie) mit acht Publikationen und zahlreichen Kongressbeiträgen (1990–2006). Schwerpunkt der DGPI Studienzentrale (mehr als 7.000 Kinder) war die Wirksamkeit von Pneumokokken-Vaccinen (1998–2006).
Vielfach hat er auf Tagungen der PEG vorgetragen, große internationale Kongresse, wie den 17th International Congress of Chemotherapy in Berlin (23.–28. Juni 1991) mit mehr als 10.000 Teilnehmenden, als Präsident geleitet und damit prägende Impulse gesetzt. Er veranstaltete den 1. Deutschen AIDS-Kongress in München, der auch von der Bundesregierung gefördert wurde und dem 5 weitere AIDS-Kongresse folgten. Er hat mit all diesen Aktivitäten die PEG national, europäisch und international weitläufig bekannt gemacht.
Er war Schriftleiter der Schriftenreihe Fortschritte der antimikrobiellen und antineoplastischen Chemotherapie (FAC) und Mitglied der Schriftleitung der Zeitschrift für antimikrobielle und antineoplastische Chemotherapie (ZAC), die beide von der PEG herausgegeben wurden. Bei FAC gab es insgesamt 16 Jahrgänge (1982 bis 1998) mit insgesamt 59 Bänden mit im Durchschnitt 150 bis 200 Seiten; die Ausgaben zu Gyrasehemmern umfassten sogar 812 bzw. 2.284 Seiten. Bei ZAC gab es 11 Jahrgänge (1983 bis 1993) mit jeweils vier Ausgaben pro Jahr.
Auf der Veranstaltung „50 Jahre PEG“ im Jahr 2017 wurde ihm für seine Verdienste die Ehrenmitgliedschaft in der PEG zuerkannt (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Abbildung 1: Dieter Adam (unten rechts) nach der Übernahme der Ehrenmitgliedschaft im Jahr 2017
Mit dem Ableben von Dieter Adam verliert die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie eine ihrer prägenden Persönlichkeiten. Sein Name wird in den Reihen derer weiterklingen, die Wissenschaft und Praxis verbinden, die Ideale von Forschung, Verantwortung und Menschlichkeit hochhalten. Möge sein Wirken uns weiterhin inspirieren!
Die PEG wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Prof. em. Dr. Michael Kresken (Wissenschaftlicher Sekretär 1999–2018)
Prof. em. Dr. Kurt Naber (Präsident 1997–1999)
Prof. em. Dr. Werner Solbach (Präsident 2016–2018)
Prof. Dr. Karsten Becker (Präsident 2024–2026)
im Namen der Mitglieder
Anmerkungen
Interessenkonflikte
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
                                                        


